Zinuta, die kleine Fee, zaubert

Zinuta, die kleine Fee, zaubert

„Was ist das bloß für ein Jahr!“, seufzt der Kummerkönig beim Frühstück. Wie jedes Kind weiß, beschäftigt er sich ja beruflich Tag ein Tag aus mit Menschen, ihren Sorgen und Schicksalsschlägen. Mit „Kummer“ kennt sich der Kummerkönig also aus – deshalb heißt er ja auch „Kummerkönig“.

Also, zurück zu diesem einen Morgen, an dem der Kummerkönig – wie jeden Morgen – vor seiner Tasse Kakao sitzt und die Nachrichten in der Tageszeitung liest. Da steht es: Die Regierung hat weitere Einschränkungen für das Leben der Menschen beschlossen, damit sich nicht so viele Menschen an diesem schrecklichen Virus anstecken und krank werden. So war es schon vor Weihnachten und so ging es auch nach den Winterferien weiter bis jetzt – es wird wohl noch eine Weile dauern, bis alle Menschen wieder zu ihrem gewohnten Leben zurückkehren können.

Die Kinder vermissen es, sich mit Freund*innen zu treffen und zu spielen. Sie vermissen es, in der Schule zusammen zu sein und ihren Lehrer/ihre Lehrerin zu sehen. Die Kinder vermissen die gemeinsamen Pausenzeiten auf dem Schulhof. Sie vermissen das Zusammensein in Vereinen, den Sport, das Musizieren – einfach alles eben. Ebenso geht es den Jugendlichen* und auch die Erwachsenen vermissen es, zusammen zu sein. Alle wünschen sich, einen guten Freund/eine gute Freundin in den Arm zu nehmen oder einfach nur nebeneinander zu sitzen und zum Beispiel in den Himmel zu schauen. Alle wünschen es sich, wieder zusammen feiern zu können: Geburtstage und alle anderen Feste…

All das geht jetzt nicht, murmelt der Kummerkönig vor sich hin. Ihm selbst macht das nicht so viel aus, denn er ist ja ein Bär. Und Bären halten Winterschlaf. Sie sind es auch gewohnt, viel alleine zu sein. Wenn die Menschen im Winter Sorgen haben, dann kümmert sich der Kummerkönig darum und dann … husch husch, geht er wieder in seine Schlafhöhle.

„Die Kinder!“, sagt der Kummerbär laut vor sich hin; „Die Menschenkinder sind so traurig darüber, dass sie einander kaum treffen können. Was mach ich denn da?“, fragt sich der Kummerkönig.

Wer den Kummerkönig kennt, weiß sicherlich schon, dass er eine sehr, sehr gute Freundin hat. Das ist die Ideenprinzessin. Wenn er mal gar nicht weiter weiß, weil es einfach zu viel ist für ihn, dann fragt er die Ideenprinzessin um Rat. Denn die Ideenprinzessin hat fast immer gute Ideen. Und so ist es auch heute wieder. Der Kummerkönig geht auf seine Terrasse und ruft die Ideenprinzessin, die einen Stock höher wohnt und auf ihrem Balkon frühstückt. Heute hat sie sich ein Müsli gemacht: Orangen, Äpfel, Banane, Nüsse, Haferflocken, ein wenig Joghurt und Milch. Hmmm! Sie ist ganz konzentriert auf das leckere Essen, aber da ihr guter Freund ruft, steht sie auf und schaut hinunter auf seine Terrasse. „Guten Morgen, Kummerkönig!“ ruf sie nach unten. „Was gibt es denn? Schon am frühen Morgen Kummer?“

„Ach, Ideenprinzessin, mir ist ganz schwer ums Herz. Das neue Jahr hat begonnen und noch immer müssen die Menschen so vorsichtig sein und Abstand zueinander einhalten. Das belastet jetzt sogar mich, obwohl ich Experte bei Kummer bin und mich als starken Bären nichts so schnell umhaut. Ich bin traurig und möchte noch nicht einmal in meine Höhle gehen, um zu schlafen. Ich würde mich nur hin und her wälzen. Ich denke nach und denke nach und denke nach …“ „Ja, ja, ist schon gut, Kummerkönig. Ich hab dich verstanden. Dir ist schwer ums Herz, weil die Menschen nun fast schon ein Jahr lang so, so viel Kummer haben“ unterbrach ihn die Ideenprinzessin und sie fuhr fort:

„Weißt du, auch ich bin erschöpft. Lange schon konnte ich nicht mehr fortfahren und mich erholen. Lange schon vermisse ich es, das so andere Licht und Klima in wärmeren Ländern auf meiner Nasenspitze zu fühlen. Lange schon, kann ich keine Feste mehr feiern und Familie und Freund*innen treffen. Die Corona-Pandemie hat mir wirklich sehr viel abverlangt. Die Ideen sind mir ausgegangen. Ich bin erschöpft. Jetzt ess ich erstmal mein Müsli. Dann sehn wir weiter.“ Der Kummerkönig versteht das und lässt die Ideenprinzessin erstmal in Ruhe frühstücken. Derweil geht er in seine Wohnung und holt eine Kanne Wasser für die Pflanzen auf seiner Terrasse. Ganz zart betrachtet er alle, während er sie gießt. „Hmmm … wenn ich euch ansehe, dann wird mir warm ums Herz…“ murmelt er den Pflanzen zu.

„Weißt du was, …“ unterbricht die Ideenprinzessin die Gedanken des Kummerkönigs von ihrem Balkon hinunter. Sie hält noch ihre Müslischale in der Hand. „Vielleicht hab ich doch ne Idee. Ich spürs! Es ist ein klitzekleiner Einfall. Aber immerhin: ein Einfall. Ein Einfall ist sowas wie ne Idee, Kummerkönig!“ „Das weiß ich doch, Ideenprinzessin!“ erwidert der Kummerkönig. Er schöpft Hoffnung und will schnell wissen, was seiner Freundin eingefallen ist.

„Ich hab ne Freundin. Sie ist eine Fee. Feen können Dinge verwandeln. Manchmal können sie auch ein bisschen zaubern. Ich hab sie länger nicht gesehn. Früher haben wir oft die tollsten Sachen zusammen gemacht. Ich hatte ne Idee und sie konnte was Tolles draus machen. Schade nur, dass sie so weit weg ist. Ich glaube, sie lebt gerade in Rumänien. Dort hat sie auch Familie und Freunde und Freundinnen.“

„Das ist ja toll, Ideenprinzessin. Du hast mir noch nie erzählt, dass du eine Fee kennst. Das eröffnet uns ja ganz neue Möglichkeiten! Bärenstark finde ich das!“

Die Ideenprinzessin erreicht ihre Freundin Zinuta sofort und Zinuta schlägt vor, gleich zu kommen, um alles zu dritt zu besprechen. Da sie eine Fee ist, kann sie lange Wege in Windeseile überwinden und huiiiii … landet sie bereits nach wenigen Augenblicken mit ihrem Zauberstab aus Rumänien kommend auf der Terrasse des Kummerkönigs. Denn hier ist genug Platz für alle. Der Kummerkönig und die kleine Fee halten genug Abstand zueinander. Die Ideenprinzessin bleibt auf ihrem Balkon. So können sie sich gut zu dritt unterhalten.

„Nun, wenn ich euch recht verstehe“ sagte die kleine Fee „dann möchtet ihr den Menschen trotz der vielen Einschränkungen ein bisschen Freude bereiten.“ „Ja, genau, denn das Corona Virus hat den Menschen dieses Jahr wahrlich kein süßes Leben bereitet. Es war mehr so ne Zitrone. Wenn du da rein beißt, dann verzieht es dir alles im Gesicht – soo sauer ist die Zitrone! Es tut oft sogar ein bisschen weh!“ „Hmmm, das kenn ich,…“ sagt die Ideenprinzessin und auch der Kummerkönig nickt zustimmend. „Genau so sauer ist das Leben im Moment für viele Menschen. „Hier in Rumänien ist das übrigens auch so“ sagt Zinuta, „es gibt kaum eine oder einen, dem oder der die Pandemie keine Sorgen bereitet hat.“

„Lass mal nachdenken“, sagt Zinuta „Meine Ur Ur Ur Ur Ur Großtante – das war auch ein Fee – wie alle in meiner Familie, ist ja klar, gell! Sie hieß übrigens Zina; und ich als ihr Patenkind heiße nach ihr Zinuta. Zinuta bedeutet ´Kleine Fee´ und wird Senuza gesprochen. Ach, ich bin ganz durcheinander vor Aufregung!

Erstmal gut durchatmen: ein, auuus, ein, auus – (das hilft übrigens in den meisten schwierigen Situationen: einatmen und mit viel Ruhe langsam ausatmen).

So, jetzt geht’s wieder … also meine Ur Ur Ur Ur Ur Großtante Zina, die hat oft Gutes gemacht, indem sie Ding verwandelt hat.

„Ihr habt die Zeit der Corona Pandemie so beschrieben, als würde man in eine Zitrone beißen. Nun gut! Dann solls eben die Zitrone sein! Daran können wir nichts ändern –wir können die Corona Pandemie nicht ungeschehen machen. Aber: …“ Und nun lässt sich Zinuta richtig lange Zeit, damit es ganz, ganz spannend für den Kummerkönig und die Ideenprinzessin wird:

„Wir kochen einfach Marmelade aus den Zitronen – die schmeckt lecker! Wir bringen allen Kindern Zitronen und das Rezept. Die Kinder haben Spaß beim Kochen und allen schmeckts! Ist das nicht toll? Und sicherlich bleibt auch immer mal ein Glas Zitronenmarmelade übrig – damit können die Kinder dann anderen Menschen eine Freude machen.

Es ist nur noch ein kleiner Zauberspruch nötig. Der ist ganz einfach und alle können ihn benutzen. Der Zauberspruch heißt: Gibt das Leben dir eine Zitrone: Mach Marmelade draus!“

„Äh, Zinuta – ich glaub, das ist ein Sprichwort – und das geht ein bisschen anders …“ versucht die Ideenprinzessin einzuwenden. “Ach – papperlapapp!“ sagt die kleine Fee energisch. „Ich werde doch meine Zaubersprüche kennen!“

Und so kommt es, dass überall auf der Welt jetzt gerade Zitronenmarmelade gekocht und gegessen wird. Kinderaugen leuchten dabei vor Spaß und auch die Erwachsenen lächeln, weil die Marmelade soooo gut schmeckt.

Der Kummerkönig hat sich ein sehr, sehr großes Glas mit in seine Winterschlafhöhle genommen. Und dort steckt er immer mal wieder die Tatze ins Glas und nascht. „Hmmmmm!“

Zinutas Zauberrezept für Zitronenmarmelade

„Gibt das Leben dir eine Zitrone: Mach Marmelade draus!“

Du brauchst:

Geduld
Unterstützung von deinen Eltern oder anderen Erwachsenen
Besonders saubere Schraubgläser
1 kg Zitronen (unbehandelt, ungewachst)
1 kg Zucker (kein Gelierzucker!)

So geht’s:

Die Zitronen gut waschen und abbürsten. Die Zitronen zum Beispiel mit einem Gurkenhobel in dünne Scheiben schneiden und die Kerne entfernen. Du kannst die Zitronen auch in kleine Stücke schneiden, statt sie zu hobeln. Oder du pürierst sie mit dem Mixer oder dem Zauberstab klein (auch dann bitte vorher die Kerne raussuchen). Pass gut auf deine Finger auf, wenn du mit dem Messer schneidest. Deine Eltern können dir helfen! Die Zitronenscheiben oder Stücke oder den Brei in einen großen Topf geben und über Nacht mit Wasser bedecken und kühl stellen. Wenn es dunkel ist, sagst du den Zauberspruch, den Zinuta uns verraten hat: „Gibt das Leben dir eine Zitrone: Mach Marmelade draus!“

Am nächsten Tag die Masse ca. 30 min. kochen lassen, dabei ständig umrühren. Anschließend den Haushaltszucker (kein Gelierzucker!!!) einrühren und 3 Minuten sprudelnd kochen lassen. Dabei auch wieder feste rühren, damit der Zucker nicht anbrennt. Den Topf vom Herd nehmen. Die Marmelade in sehr saubere Gläser mit Schraubdeckel füllen, auf den Kopf stellen und 10 Tage unbewegt stehen lassen. (Die Gläser müssen sehr sauber sein. Entweder in einem Kochtopf mit heißem Wasser waschen oder spülen und danach 15 Minuten bei 100 Grad in den Ofen stellen.

„Hmmmm,…. Lecker!“

Februar 2021